Bildverarbeitung, 3D-Messtechnik und Messe Trends 2018

Jahresrückblick

Bildverarbeitung, 3D-Messtechnik und Messe Trends 2018

Das Jahr neigt sich mit großen Schritten seinem Ende zu. Zeit für inVISION einen Jahresrückblick über die Trends der letzten zwölf Monate zu wagen.*

 Optische Inline- und Atline-Messtechnik spielten dieses Jahr sowohl auf der Control als auch der Automatica eine große Rolle. (Bild: P. E. Schall GmbH)

Optische Inline- und Atline-Messtechnik spielten dieses Jahr sowohl auf der Control als auch der Automatica eine große Rolle. (Bild: P. E. Schall GmbH)

Nachdem Sony bereits vor einigen Jahren mit seinen neuen CMOS Sensoren das Ende der CCD-Technologie beschleunigt hat, setzen die Japaner derzeit mit ihrem neuen Polarisations-Sensor einen weiteren Technologietrend. Mittlerweile gibt es kaum einen Kamerahersteller, der den Chip nicht in seine Produkte integriert hat und Anfang 2019 soll es dann einen 12MP Polarisationschip (bisher 5MP) geben. Immer stärker im Kommen sind auch individuelle Visionlösungen mittels integrierter FPGAs. Diese ermöglichen es, dass Anwender ihre eigenen Visionlösungen auf ihren Geräten integrieren können und so -ähnlich wie eine App auf einem Smartphone – auf die jeweilige Anwendung anpassen können. Hersteller die bereits solche Systeme anbieten sind u.a. Balluff/Matrix Vision, Baumer, IDS, LMI Technologies oder Sick. Beim Thema Embedded Vision ist es dagegen dieses Jahr etwas ruhiger gewesen. Höhepunkte waren hier, dass Basler zur Embedded World eine Kooperation mit dem Prozessorhersteller Qualcom bekannt gegeben hat, sowie im Distributionsbereich nun mit Arrow Electronics zusammen arbeitet. Allied Vision hat zur Vision seine Alvium SoCs und entsprechende Kameramodule präsentiert. Der (Embedded) Megatrend des Jahres ist aber Deep Learning. Immer mehr Firmen und Start-Ups präsentieren Industrie-PCs oder oder sogar Kameras (IDS, Flir…), in denen neue Deep Learning Algorithmen bereits integriert sind. MVTec arbeitet derzeit daran Deep Learning auf CPUs mit ähnlichen Inferenzen wie auf einer GPU zu bekommen. Wie bei jedem Hyphe neigen Hersteller und Anwender teilweise zu überzogenen Erwartungen. Deep Learning ist sicherlich ein weiterer (und wichtiger) Pfeil im Köcher, um neue Anwendungen zu lösen, die bisher nicht lösbar waren, aber sicherlich nicht die ideale Lösung für jede Bildverarbeitungsaufgabe.

 Auf der Automatica in München hat der VDMA die erste Version der OPC UA Vision Companion Specification vorgestellt. (Bild: VDMA e.V.)

Auf der Automatica in München hat der VDMA die erste Version der OPC UA Vision Companion Specification vorgestellt. (Bild: VDMA e.V.)

Control, Automatica und SPS*

Auf der Control in Stuttgart wurde wieder einmal der Paradigmenwechsel in der optischen Messtechnik deutlich. Die dortigen Aussteller sind nicht länger nur auf der Jagd nach dem Submikrometer. Neue Ziele sind Anwendungen außerhalb des Messraums/-labors. Zahlreiche Atline- oder Inline-Lösungen waren auf vielen Ständen zu sehen und auch die Computertomographie (CT) bietet mittlerweile hierfür zahlreiche Lösungen an. So gab es in Stuttgart zahlreiche Robot Vision Lösungen. Mehr Robot Vision gab es dieses Jahr nur auf der Automatica in München. Lag die Messlatte nach der sehr erfolgreichen Messe 2016 bereits sehr hoch, wurde diese locker übersprungen. Derzeit gibt es eigentlich keine andere Messe, der es so erfolgreich gelingt die Themen Bildverarbeitung und optische Messtechnik miteinander zu verbinden. So waren in München die Messestände von optischen Messtechnikern wie z.B. Gom, Hexagon oder Zeiss, neben den Bildverarbeitungsständen von IDS, Isra Vision, Matrix Vision oder Stemmer Imaging zu sehen. Die einzige Frage die sich stellt ist: Warum findet eine Messe, die einen so dynamischen Markt wie die Robotik abdeckt, nur alle zwei Jahre statt? Auf der SPS IPC Drives stehen dagegen andere Visionthemen im Mittelpunkt. Dort geht es vor allem um eine einfache Bedienbarkeit und Integrierbarkeit der Produkte. Durch die Integration von Vision in die Steuerungsumgebungen von Beckhoff (Twincat) und B&R (Automation Studio) sowie dem Einsatz von FPGAs für individuelle Lösungen (s.o.), kann sich hier mittelfristig eine neuer (Anwender-)Markt für die Bildverarbeitung ergeben, der durch seine Vorteile (Bedienbarkeit und Integrierbarkeit) auch auf anderen Messen wie z.B. einer Vision, erfolgreich sein dürfte.

 Die App-basierte NXT-Kamera vereint zwei Trends: Künstliche Intelligenz und individuelle Vision Systeme dank FPGAs. (Bild: IDS Imaging Development Systems GmbH)

Die App-basierte NXT-Kamera vereint zwei Trends: Künstliche Intelligenz und individuelle Vision Systeme dank FPGAs. (Bild: IDS Imaging Development Systems GmbH)

Asien und Akquisitionen

Die aktuellen Umsatzzahlen belegen, dass es der Vision Branche derzeit sehr gut geht. Immer mehr Firmen durchbrechen die 100Mio. Umsatzgrenze (z.B. Stemmer Imaging). Hauptwachstumsmotor ist allerdings nicht mehr Europa oder die USA, sondern Asien. So wundert es auch nicht, dass es zahlreiche Kooperationen, Niederlassungen oder Joint Venture mit chinesischen Firmen (u.a. Basler und Stemmer Imaging) zu vermelden gab. Im Gegenzug tauchen aber auch chinesische Firmen auf dem europäischen Markt auf, wie z.B. der weltgrößte Kamerahersteller HikVision (in Deutschland vertreten durch Maxxvision) oder Dahua (in Deutschland vertreten durch Notavis und Laser 2000), die beide aus dem Security Bereich kommen. Vielleicht ist es der starke weltweite Wettbewerb mit immer größeren Firmen, der dazu führt, dass es dieses Jahr zahlreiche Akquisitionen gab. So wurde u.a. Silicon Software von Basler gekauft, Quiss von Atlas Copco akquiriert und Lakesight (Chromasens, Mikrotron und Tattile) von der TKH Gruppe – zu der bereits Allied Vision, LMI Technologies und NET gehören – übernommen. Eine weitere interessante Akquise war die Beteiligung von Stemmer Imaging an den Hyperspectral Anbieter Perception Park, neben zahlreichen anderen Firmen, die von den Puchheimern gekauft wurden, um ihr europäisches Vertriebsnetz weiter auszubauen.

Weltweite Regeln

Damit weltweit Machine Vision erfolgreich funktioniert sind Standards nötig. Daher treffen sich die Bildverarbeiter zwei Mal pro Jahr zum IVSM (International Vision Standard Meeting). Das von Silicon Software und dem VDMA IBV ausgerichtete IVSM Treffen im Mai in Frankfurt konnte dabei so viele Teilnehmer verzeichnen, wie noch nie zuvor. Darunter auch zahlreiche Systemintegratoren, die vor allem an der OPC UA Vision Companion Specification interessiert waren, die dann im Juni erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Weitere neue Vision Standards sind u.a. Open Lens, bei dem es um eine offene Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera geht, sowie eine Erweiterung der EMVA1288 für nicht-lineare und multimodale (hyperspectral) Kameras. Auch die Arbeiten an dem Embedded Vision Standard wurden gegen Ende des Jahres begonnen. Bei den Kamera-Interfaces gab es viele Trends. So präsentieren viele Kamerahersteller 10GigE Modelle (Emergant Vision sogar ein 25GigE Kamera) und zur Vision fast alle Framegrabber Hersteller Boards mit dem CoaXPress 2.0 Standard. Die entsprechenden Kameras soll es dann ab Anfang 2019 geben. Etwas ruhiger ist es um das Thema nBase-T geworden, eine GigE Variante, die als 2,5GigE und 5GigE Version zur Verfügung steht. Allerdings hat Teledyne Dalsa auf der Vision eine Kamera mit 5GigE Schnittstelle und optischem Interface vorgestellt. Der Einzug von USB3.1 Vision fand dagegen flächendeckend und geräuschlos statt. Auffallend ist, dass immer mehr CMOS Sensoren – auch von neuen Firmen (Gpixel, Luxima…) – auf den Markt kommen, die für 50MP oder mehr ausgelegt sind, und zeigen, dass der Hunger nach schnelleren Datenübertragungen mit größeren Datenvolumina noch lange nicht gestillt ist.

*Redaktionsschluss der Ausgabe war vor der Vision, weshalb über die dortigen Messetrends in einem eigenen inVISION ePaper berichtet wird, das ab dem 26.11. auf der inVISION Homepage zu finden ist.

TeDo Verlag GmbH

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