Kameramarkt 2020

Kameramarkt 2020

Wie sieht der Kameramarkt der Zukunft aus?

Der Kameramarkt hat sich in den letzten Jahren rasant weiter entwickelt. Doch wie wird es weitergehen? Wohin wird sich der Markt entwickeln und kommt möglicherweise – ähnlich wie bei den Image-Sensoren – eine Marktbereinigung bei den Kameraherstellern? inVISION sprach über diese Themen mit Hardy Mehl, Chief Financial Officer (CFO) und Chief Operation Officer (COO) bei der Basler AG.

Wie sieht die Landschaft für die Hersteller von Kameras für die industrielle Bildverarbeitung in fünf bzw. zehn Jahren aus?

H.Mehl: Wir haben heute weltweit einen Markt von ca.800Mio.Euro und zwischen 70 bis 100 Wettbewerber. Das führt dazu, dass die Branche sehr ineffizient ist. Durch die immer kürzeren Lebenszyklen und die immer höheren Entwicklungsaufwendungen pro Kamerageneration wird es immer schwieriger für kleine Anbieter, die Entwicklungszyklen mitzugehen. Dies wird auf längere Sicht zur Konsolidierung und Reduzierung der Hersteller führen und letztendlich auch den Abstand vergrößern zwischen kleineren Unternehmen, die sich auf eine bestimmte Nische fokussieren, und größeren Unternehmen, die versuchen einen großen Teil des Marktes abzudecken.

Wie viele Player werden in fünf bis zehn Jahren noch auf dem Markt sein und wo kommen diese Firmen geographisch her?

H.Mehl: Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Anzahl der Hersteller in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren halbiert. Wir sind im Design-In Geschäft, d.h. wenn man heute einen Kunden von seinem Produkt überzeugt, dann übersteht es die nächsten fünf Jahre einer Anlagengeneration. Selbst wenn Firmen keine neuen Design-Ins gewinnen, werden sie also noch relativ lange überlebensfähig sein. Heute kommen die meisten Kamera-Hersteller aus dem europäischen und nordamerikanischen Raum und ein paar aus Japan und Korea. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren süd-ost-asiatische und chinesische Unternehmen stärker werden, insbesondere auf Grund der lokalen Marktgrößen.

Mit welchem Marktvolumen und Wachstumsraten rechnen Sie bis 2020?

H.Mehl: Für den Markt der industriellen Bildverarbeitung, also Fabrikapplikationen, sehen wir ein Wachstum von etwa 8-10% pro Jahr. In den Bereichen Medizin- und Verkehrstechnik gehen wir von ein Wachstum von rund 15% aus. Was wir aber als spannender ansehen, sind neue Anwendungen, die sich außerhalb der genannten Felder verbergen, z.B. im Bereich Logistik, Retail, autonome Fahrzeuge etc. Dort gibt es immer wieder neue Geschäftsideen, die heute eigentlich noch gar nicht oder nur sehr rudimentär existieren. Langfristig sehen wir dort die größte Wachstumsfeder für den Kameramarkt, sodass man auf ein Marktwachstum in Summe von etwa 15% kommt. Allerdings muss man sich dafür auch in allen Marktfeldern vernünftig positionieren.

Wird 2020 die industrielle Bildverarbeitung immer noch Ihr wichtigste Marktsegment sein?

H.Mehl: Auf absehbare Zeit wird die industrielle Bildverarbeitung sicherlich größer sein als der Traffic-Bereich. Eventuell holt die Medizintechnik auf und nimmt ähnliche Größenordnungen an. Was neue Anwendungen angeht, ist aber ein Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren nicht ausreichend, um die industrielle Bildverarbeitung einzuholen. Dort muss man von einem Zeitraum von 10 bis 20 Jahren ausgehen.

Welche Struktur haben 2020 die Top 5 Kamera-Hersteller?

H.Mehl: Die 5 größten Kamerahersteller werden überproportional wachsen. Es werden entweder lösungsorientierte Kamerahersteller oder reine Komponentenanbieter sein. In Bezug auf die Komponente ist jedoch doch ein höherer Grad an Integration anzunehmen. Die Teildisziplinen Beleuchtung, Optik, Sensorik und Processing werden kontinuierlich weiter verschmelzen.

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inVISION 1 2015

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