20 Jahre Photonfocus – Interview mit Gründer Dr. Peter M. Schwider

20 Jahre Photonfocus – Interview mit Gründer Dr. Peter M. Schwider

Photonfocus feierte Anfang Mai ihr zwanzigjähriges Firmenjubiläum. Daher hat inVISION bei Dr. Peter Mario Schwider, Mitgründer und heutiger CTO der Firma, nachgefragt, wie alles begonnen hat und wo der Weg des Kamera- und Sensorherstellers zukünftig hinführen wird. Zudem berichtet er über sein persönliches Weihnachtswunder.

 Photonfocus entwickelt seit 2001 CMOS-Sensoren und Kameras für die verarbeitung. Mitgründer Dr. Peter Schwider zeigt den A1312 CMOS-Sensor, mit dem vor 20 Jahren alles begann. (Bild: Photonfocus AG)

Photonfocus entwickelt seit 2001 CMOS-Sensoren und Kameras für die verarbeitung. Mitgründer Dr. Peter Schwider zeigt den A1312 CMOS-Sensor, mit dem vor 20 Jahren alles begann. (Bild: Photonfocus AG)

inVISION: Wie kam es zur Gründungvon Photonfocus vor 20 Jahren?

Peter Schwider: Im Jahr 2000 waren CMOS-Sensoren im Prinzip ausgeforscht, so dass man vor der Entscheidung stand, sich ein neues Forschungsgebiet zu suchen. Damals war ich mit Mitstreitern beim CSEM in Zürich beschäftigt und für uns standen daher die Zeichen auf Aufbruch. Ich hatte mich bereits einige Jahre mit Bildverarbeitung und speziell CMOS-Sensoren auseinandergesetzt, von daher war es logisch diesen Weg auch fortzusetzen: Von der Forschung hin zur Entwicklung von CMOS-Sensoren und weiter zur Entwicklung von Kameras. Auf der Vision 2000 haben wir den ersten CMOS-Sensor mit Global Shutter und Trigger präsentiert und im Jahr darauf bereits unter dem Namen Photonfocus ausgestellt. Es war wichtig zu zeigen, dass CMOS-Sensoren konkurrenzfähig sind, denn damals war die Vorherrschaft der CCD-Sensoren gewaltig.

inVISION: Auf welche Produkte haben Sie sich anfangs fokussiert?

Schwider: Photonfocus hatte von Anfang an einen kundenzentrierten Ansatz für die Märkte unserer Kunden und Investoren. Zu Anfang waren das in erster Linie Machine Vision, Automotive und Security. Im Laufe der Zeit haben wir einige Male unser Portfolio bereinigt, um uns stärker auf bestimmte Märkte zu fokussieren: Zuletzt 2007 mit der Entscheidung sich komplett auf Machine Vision zu konzentrieren. Trotzdem stehen wir als Unternehmen auch heute noch – genau wie schon vor 20 Jahren – für maßgeschneiderte Sensor- und Kameraentwicklung. Gerade die Sensor-Entwicklung ist ein wichtiger Baustein unseres Knowhows, auf den Kunden gerne zurückgreifen. Ebenfalls wichtig war das modulare Konzept, das die Grundlage jeder unserer Standardkameras ist. Die einzelnen Kamerakomponenten, wie z.B. Sensor oder Schnittstelle, können auf Kundenwunsch getauscht oder angepasst werden.

inVISION: 2007 ist die IHAG Holding eingestiegen. Welche Auswirkungen hatte das auf die Entwicklung von Photonfocus?

Schwider: Ende 2006 standen wir vor dem Aus. Und dann ist unser ganz persönliches Weihnachtswunder geschehen: Am 24.12. fiel die Entscheidung zum Neubeginn dank und mit der IHAG Holding. Dieser Einstieg hat sich als großer Glücksgriff erwiesen und dafür gesorgt, dass Photonfocus sich wieder positiv – technologisch wie finanziell – entwickeln konnte. 2019 fiel dann die Entscheidung zum erneuten Wechsel. Gesucht haben wir einen Partner für ein langfristiges Verhältnis mit Raum sich weiter zu entwickeln und genau das bietet uns Isra Vision. Die wechselseitigen Synergie-Effekte sehen wir als hervorragende Basis für unsere weitere gemeinsame Entwicklung. Mit Isra Vision erhalten wir direkten Zugriff auf diverse Integratoren und können so noch besser unsere Produktinnovationen vorantreiben.

inVISION: Hat sich durch den Einstieg von Isra Vision die Ausrichtung der Firma bzw. das Produktportfolio verändert?

Schwider: Unsere Ausrichtung ist dadurch noch schärfer geworden. Photonfocus war schon immer ein kundengetriebenes Unternehmen und aktuell fokussieren wir uns verstärkt auf die Märkte, von denen wir konzernintern auch direkten Input bekommen. Als Komponentenhersteller profitieren wir immer schon davon, direkte Rückmeldungen von OEMs und Integratoren zu erhalten. Das verschafft uns natürlich auch eine bessere Ausgangslage. Darüber hinaus bleibt unser Baukastensystem, das die schnelle Integration alternativer Komponenten erlaubt, natürlich unverändert. Unsere Kameras sind bis auf wenige Ausnahmen wie die 3D- oder Hyperspectral Imaging Kameras für alle Industrien und Anwendungsfälle geeignet.

inVISION: Welche Produkthighlights dürfen wir im Jubiläumsjahr erwarten?

Schwider: Das erste Highlight haben wir bereits Anfang des Jahres präsentiert: Unsere neue UV-Kamera. Hier ist es uns gelungen, eine Kamera mit deep UV und CMOS Global Shutter Technologie zu entwickeln. Dank der Global Shutter Technologie können distorsionsfreie Bilder aufgenommen und verarbeitet werden. Damit sind nun auch 3D-Anwendungen im UV-Bereich greifbar nahe. Auch im 3D-Bereich selbst können wir mit Neuheiten aufwarten: Bei spiegelnden Oberflächen oder schwierigen Umgebungsbedingungen mit viel Fremdlichteinfluss gibt es häufig Probleme Laserlinien zu detektieren. Hierfür haben wir eine Algorithmik entwickelt, die die Laserlinie zuverlässig und schnell erkennt. Um die Geschwindigkeit zusätzlich zu erhöhen, haben wir die SinglePeak- und MultiPeak-Technologie im FPGA implementiert und entlasten dadurch die sonstigen Datenverarbeitungsprozesse auf der Kamera deutlich.

inVISION: Herr Schwider, 20 Jahre Photonfocus: auf welches Produkt sind Sie besonders stolz?

Schwider: In den 20 Jahren hatten wir natürlich einige sehr faszinierende Projekte, aber eines sticht ganz besonders hervor: Unser 1024B war der erste CMOS-Sensor, den wir entwickelt haben. Tatsächlich war dieser Sensor der Grundstein für die Firmengründung. Wir sind stolz darauf, dass dieser Sensor auch noch nach über 20 Jahren mit der höchsten Full Well Capacity als Benchmark gilt.

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