Lexikon der Bildverarbeitung: Scheimpflug-Effekt

Lexikon der Bildverarbeitung: Scheimpflug-Effekt

Betrachtet eine Kamera aus schräger Richtung – und nicht senkrecht – ein Prüfobjekt, so wird nur ein geringer Teil des Bildes scharf abgebildet. Die so entstandene Unschärfe kann nur eingeschränkt durch die Vergrößerung des Schärfentiefebereichs beseitigt werden.

Bild 1 | Geneigte Abbildung mit telezentrischem Objektiv. Links ohne, rechts mit Scheimpflug-Adapter.  (Bild: Evotron GmbH & Co. KG)

Bild 1 | Geneigte Abbildung mit telezentrischem Objektiv. Links ohne, rechts mit Scheimpflug-Adapter. (Bild: Evotron GmbH & Co. KG)

Grund dafür ist der Scheimpflug-Effekt, benannt nach dem österreichischen Kartographen Theodor Scheimpflug. Er entdeckte diesen Effekt bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bei Luftbildaufnahmen, die nicht senkrecht zur Erdoberfläche gemacht wurden. Für die Bildverarbeitung ist der Effekt von Bedeutung, da eine schräge Betrachtungsrichtung durchaus üblich ist. Der Effekt tritt sowohl bei entozentrischen als auch bei telezentrischen Objektiven auf. Bei Kameraanordnungen zur Triangulation muss er durch seine Wirkung auf die Bildschärfe für Genauigkeitsbetrachtungen des Tiefenmessbereichs beachtet werden, wenn die Kamera nicht senkrecht zum Prüfobjekt angebracht ist. Die Lösung zur Vermeidung der Bildunschärfe liegt darin, die Objektebene, die Hauptebenen des Objektivs und die Bildebene der Kamera zueinander zu neigen. Anders als bei der regulären optischen Abbildung mit paralleler Anordnung der Ebenen, treffen sich bei Scheimpflugs Anordnung die verlängerten Ebenen in gleichem Abstand von der optischen Achse.

Bild 2 | Anders als bei der regulären optischen Abbildung mit paralleler Anordnung der Ebenen, treffen sich bei Scheimpflugs-Anordnung die verlängerten Ebenen in gleichem Abstand zur optischen Achse. (Bild: Evotron GmbH & Co. KG)

Nachteil dieser Anordnung ist, dass sich dabei zusätzlich räumlich-perspektivische, nichtlineare Verzerrungen ergeben, die eine aufwändige Kalibrierung der Bilder nach sich ziehen. Die Scheimpflug-Bedingung beschreibt mathematisch, wie die Anordnung sein muss, damit über den notwendigen Schärfebereich ein Bild entstehen kann, selbst bei weit geöffneter Blende:

tan ß‘ / tan ß = a / a‘

Damit ist die Neigung der Bildebene berechenbar und kann gezielt eingestellt werden. In der Praxis wird dazu der Scheimpflug-Adapter eingesetzt, eine kipp- und fixierbare Vorrichtung, die zwischen Kamera und Objektiv eingebaut wird. In Kombination dazu werden spezielle Tilt-Objektive mit angepasstem Auflagemaß benötigt.

Evotron GmbH & Co. KG

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Basler AG
Bild: Basler AG
Details bei 80m/min

Details bei 80m/min

Bei der Herstellung von Batteriezellen ist eine hohe Qualität in allen Prozessschritten entscheidend, um den Materialausschuss zu reduzieren. Digitale Bildverarbeitungslösungen von Basler eröffnen Möglichkeiten, auch kleinste Defekte bei der Elektrodenbeschichtung zuverlässig zu erkennen.

Bild: Vision Components
Bild: Vision Components
Eingebettet

Eingebettet

Eingebettete Bildverarbeitungssysteme sind hochintegrierte Single Board Computer, die zusammen mit Kameratechnik ein Vision System ergeben, das nicht der klassischen komponentenbasierten PC-Technik und -struktur entspricht. Derartig spezialisierte Embedded Vision Systeme sind kompakter, kostengünstiger, energiesparender, oft auch leistungsfähiger und auf ihre Arbeitsumgebung angepasst.

Bild: Mercedes-Benz Group AG
Bild: Mercedes-Benz Group AG
Kurzzeit-Röntgen

Kurzzeit-Röntgen

Zusammen mit dem Fraunhofer EMI hat Mercedes-Benz den weltweit ersten Röntgencrash mit einem realen Pkw durchgeführt. Mit der Kurzzeit-Röntgentechnologie lassen sich hochdynamische innere Deformationsvorgänge mit bis zu 1.000fps darstellen, was die Technologiedemonstration in der EMI-Forschungscrashanlage bei Freiburg gezeigt hat. Bisher unsichtbare Verformungen und ihre exakten Abläufe werden so transparent.

Bild: ©Ryan/stock.adobe.com
Bild: ©Ryan/stock.adobe.com
Potenziale des Quantencomputings für die Bildverarbeitung

Potenziale des Quantencomputings für die Bildverarbeitung

Das Versprechen des Quantencomputings, komplexe Probleme mit bisher unerreichter Geschwindigkeit zu lösen, eröffnet neue Horizonte in zahlreichen Bereichen. Auch in der Bildverarbeitung könnten die Prinzipien der Quantenmechanik und deren Anwendung in Quantenalgorithmen zu signifikanten Fortschritten führen. Doch während die theoretischen Grundlagen vielversprechend sind, steht die praktische Umsetzung noch vor einigen Herausforderungen.