Viele Themen im Fokus

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Neue Ziele für Europas Bildverarbeitungsverband

Im Rahmen der EMVA Business Conference in Athen fanden Anfang Juni die Wahlen zum neuen Vorstand statt. Dabei ergaben sich einige Wechsel in dem Gremium, die möglicherweise die zukünftige Ausrichtung des europäischen Bildverarbeitungsverbandes prägen können. inVISION sprach mit Thomas Lübkemeier, Geschäftsführer des EMVA, über die neuen Ziele des Verbandes.

Neuer EMVA-Präsident ist Jochem Herrmann (Adimec), vielen durch seine Arbeit in den Standardgremien bekannt. Ein Zeichen für den zukünftigen EMVA-Schwerpunkt?

T.Lübkemeier: Die gemeinsame Weiterentwicklung von Branchenstandards ist eine wesentliche Voraussetzung für die Verbreitung der Bildverarbeitungstechnologie, sowohl in den bereits bestehenden, als auch in bis dato noch nicht erschlossenen Kundenbranchen. Die EMVA war von Beginn an eine der treibenden Kräfte hin zur möglichst globalen Standardisierung. Dies war schon vor der Wahl von Jochem Herrmann ein Eckpfeiler der EMVA-Arbeit und wird natürlich auch weiterhin bleiben; allerdings ohne dabei andere Aktivitäten zu vernachlässigen.

Neu im Vorstand ist auch Prof. Dr. Bernd Jähne (HCI Heidelberg), der sich in der Vergangenheit stark um die Themen EMVA 1288 und das Heidelberger Bildverarbeitungsforum gekümmert hat. Ist ‚Education‘ ein weiteres Thema für den EMVA?

T.Lübkemeier: Die Branche wächst bei gleichzeitig angespannter Arbeitsmarktsituation, insbesondere in Deutschland. Damit gewinnt die Aus- und Weiterbildung in der Bildverarbeitung zunehmend an Bedeutung. Folgerichtig ist ‚Education‘ ein Feld, in dem wir unsere Aktivitäten ausbauen werden. Die jährliche Auszeichnung mit dem ´EMVA Young Professional Award´, der in der kurzen Zeit seiner Existenz in der Absolventenszene bereits eine große Reputation erlangt hat, war ein erster erfolgreicher Schritt. Mit Prof. Dr. Jähne konnten wir nun einen angesehenen Experten aus der akademischen Welt für die Vorstandsarbeit gewinnen, mit dem die EMVA als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Industrie weiter an Profil gewinnt.

Mit Michel Ollivier (Tiama) haben Sie einen Systemintegrator im Vorstand. Bedeutet dies, dass neben den Komponenten auch das Systemgeschäft immer wichtiger für den EMVA wird?

T.Lübkemeier: Ganz eindeutig ja! Eine der großen Stärken der EMVA heute ist die Kompetenz unserer Mitglieder im Komponentengeschäft. Es ist jedoch absehbar, dass sich dieses Geschäft in den kommenden Jahren unter dem Einfluss von Embedded-Systemen und Industrie 4.0 verändern wird. Dies bedeutet auch eine Annäherung an die Systemwelt. Nicht zuletzt deshalb werden wir in den nächsten Jahren verstärkt unter Systemherstellern und Integratoren für eine EMVA-Mitgliedschaft werben.

Kommt mit Dr. Kai-Udo Modrich (Carl Zeiss AI) – der ebenfalls neu im Vorstand ist – auch die ‚optische Messtechnik‘ stärker in den Fokus der Verbandsarbeit?

T.Lübkemeier: Die vielfältigen derzeit in der Branche anstehenden Aktivitäten – von Foren und Einzelvorträgen bis zu in-house Veranstaltungen namhafter Player im Bereich optische Messtechnik – zeigen deutlich den aktuellen Trend. Die Messtechnik, insbesondere in Verbindung mit bildgebenden Verfahren, verlässt zunehmend den Messraum und ‚erobert‘ die Produktionshalle – Stichwort Inline! Dieser Entwicklung wird auch die EMVA mit ihren Aktivitäten zukünftig eine hohe Priorität geben.

Von der ‚optischen Messtechnik‘ ist es kein großer Schritt zur Messe Control. Wie beurteilen Sie die letzte Control und welche Rolle kann die Messe zukünftig für den Bereich Bildverarbeitung spielen?

T.Lübkemeier: Die Control hat sich auf Lösungskompetenz im Bereich Qualitätssicherung spezialisiert, einer Kerndisziplin der industriellen Bildverarbeitung. Dementsprechend hoch waren die Ausstellerzahlen unter den Bildverarbeitern nicht nur in diesem VISION-freien Jahr, sondern bereits in der Vergangenheit. Die EMVA wird die in diesem Jahr begonnene Partnerschaft mit der Control weiter intensivieren. Aus unserer Sicht bietet die Control eine große Chance gerade für europäische Bildverarbeitungsanbieter, sich dem internationalen Fachpublikum zu präsentieren.

Wo sehen Sie die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten Control/Vision?

T.Lübkemeier: Gemeinsam ist beiden Messen der Standort Stuttgart, der für die Branche damit gleich mehrfach ins Rampenlicht rückt. Die VISION markiert als Weltleitmesse für die Bildverarbeitung das global wichtigste Branchentreffen in unserer Industrie. Mit ihrem umfangreichen Rahmenprogramm bietet sie nicht nur den Komponentenherstellern, sondern auch Integratoren oder Spezialanwendungen die ideale Plattform zur Kundenansprache. Die Control andererseits hat sich auf eine Hauptanwendung der Bildverarbeitung – die Qualitätssicherung – spezialisiert. Lösungen im Bereich Oberflächeninspektion und der steigende 3D-Anteil seien als Beispiele für die Relevanz genannt. Aus meiner Sicht ergänzen sich beide Messen durch deutliche Abgrenzung bei gleichzeitig sinnvoller Überlappung.

In der G3-Initiative sind die Verbände AIA, EMVA, JIIA und VDMA vertreten, um die weltweite Standardisierung für die Bildverarbeitung zu koordinieren. Seit Mai gehört auch der chinesische Verband CMVU dazu. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für die weltweite Bildverarbeitung?

T.Lübkemeier: Ein Hauptanliegen der G3-Initiative ist die weltweite Verbreitung von Branchenstandards überall dort, wo Bildverarbeitung eine Rolle spielt. Daher waren wir mit der CMVU schon seit Längerem in Kontakt und freuen uns, dass sie ein Teil von G3 geworden ist. Derzeit importiert China noch einen großen Teil gerade komplexer Bildverarbeitungssysteme aus anderen Ländern, doch dies könnte sich zukünftig ändern. Je mehr lokale Bildverarbeitungskompetenz in China aufgebaut wird, desto wichtiger ist es, dass Branchenstandards implementiert werden. Mit dem Beitritt der CMVU als größte und einflussreichste Bildverarbeitungsvereinigung in China ist genau dies gewährleistet. Nicht zuletzt bedeuten einheitliche Branchenstandards in China auch für EMVA-Mitgliedsunternehmen einen dauerhaft erleichterten Marktzugang.

Das Thema ‚Embedded Vision‘ rückt immer stärker in den Fokus von Machine Vision und ist nicht länger alleine auf Computer Vision beschränkt. Gibt es bereits Kontakte zur Embedded Vision Alliance?

T.Lübkemeier: Das ist eine hochaktuelle Frage. Innerhalb der G3 gibt es seit Kurzem eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag, die Anforderungen von Embedded Vision Systemen bezüglich Standardisierung zu evaluieren. In diesem Zusammenhang haben wir bereits den Kontakt zur Embedded Vision Alliance aufgenommen, in dem Bewusstsein, dass die dortigen Vision-Komponenten, die für die unterschiedlichsten Bereiche – mehrheitlich nicht für die Bildverarbeitungsindustrie – entwickelt werden, zukünftig auch für unsere Industrie interessant werden könnten.

EMVA European Machine Vision Association

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