Wie geht es bei Stemmer Imaging weiter? Interview mit A. Dehn

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Wie geht es bei Stemmer Imaging weiter? Interview mit A. Dehn

Die Stemmer Imaging AG hat in den letzten Jahren durch ihren Börsengang und zahlreiche Akquisitionen auf sich aufmerksam gemacht. inVISION hat bei Arne Dehn, Vorstandsvorsitzender der Firma, nachgefragt, welche Schritte denn als nächstes anstehen.

Bild: Stemmer Imaging AG

inVISION: Herr Dehn, Sie haben gerade die vorläufigen Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Wie wird es aber in den nächsten Monaten weitergehen?

Arne Dehn: Wir sind mit der Entwicklung im Geschäftsjahr 2018/2019 zufrieden. Sowohl im operativen Geschäft als auch hinsichtlich unserer Akquisitionsstrategie konnten wir unsere Expansionsziele erreichen und in einem insgesamt herausfordernden Umfeld mit einem Wachstum von über 8 Prozent auch organisch solide wachsen. Unsere Akquisitionen ergänzen uns sowohl geographisch als auch mit Blick auf eigene Technologien und damit zu einem optimierten Produkt- und Servicemix. Daher sind wir für die vor uns liegenden Aufgaben optimistisch gestimmt und wollen den Wachstumspfad weiterhin kraftvoll beschreiten.

inVISION: Mit der Akquisition der spanischen Infaimon haben Sie auch einen Schritt in Richtung Südamerika und Mexiko gemacht. Werden weitere Schritte in Richtung Amerika folgen?

Dehn: Nach der Gründung unserer italienischen Niederlassung und der erfolgreichen Integration der Akquisitionen in Frankreich und den Niederlanden haben wir mit Infaimon den Zugang zu den Spanisch- und Portugiesisch sprechenden Ländern geöffnet. Das ist für uns wichtig, da wir unsere Kompetenz bis hin zum Kunden in die jeweilige Region bringen und das in der Landessprache und entsprechend den spezifischen Anforderungen der Region. Zunächst wollen wir das Potential der neuen Länder – insbesondere in Lateinamerika – erst einmal weiter ausschöpfen. Einer weiteren Expansion stehen wir offen gegenüber, insbesondere wenn heutige bestehende Kunden das von uns einfordern.

@inVISION: In China haben Sie bereits ein Joint Venture, um den chinesischen Bildverarbeitungsmarkt besser bearbeiten zu können. Stehen auch andere asiatische Märkte, wie z.B. Japan oder Taiwan auf Ihrer Liste?

Dehn: In China haben wir eine Partnerschaft mit einem der größten Automatisierungsspezialisten, kein Joint Venture. Unser Softwareportfolio und unsere Lösungskompetenz stehen hier im Fokus, das gilt für China, aber auch weitere Länder. Die Märkte in Asien sind sehr in Bewegung und bieten somit Chancen. Lassen Sie mich aber auch deutlich sagen, dass wir uns nicht mit zu vielen Aktivitäten verzetteln werden. Unser regionaler Fokus werden Europa und der bereits angesprochene Ausbau in Amerika sein.

inVISION: In Italien haben Sie eine Tochtergesellschaft gegründet, während Sie in anderen Ländern ein Distributor aus dem jeweiligen Land übernommen haben. Warum?

Dehn: In der Abwägung zwischen organischem Aufbau oder Zukauf haben wir uns bewusst für den Weg der eigenständigen Entwicklung des Geschäftes in Italien entschieden. Wir verfügen mit unserer skalierbaren Struktur über die Voraussetzung, effizient ein Geschäft aufzubauen, haben ausgewiesene Bildverarbeitungsexperten für uns gewinnen können und großen Zuspruch von Kunden und Lieferanten, genau diesen Schritt zu gehen.

inVISION: Im letzten Geschäftsjahr lag der deutsche Anteil am Gesamtumsatz erstmals unter 50 Prozent. Wie sehen Sie die Umsatzverteilung in den nächsten Jahren?

Dehn: Wir haben uns in den letzten Jahren zu einem wirklich europäischen Unternehmen entwickelt und sind froh, dass wir eine breitere Streuung von einzelnen Regionen und Kundensegment haben. Wir wollen weiterhin stärker als der Markt wachsen, auch in Deutschland. Von einer Defokussierung kann nicht die Rede sein

inVISION: Mit dem Kauf von Infaimon und der Beteiligung an Perception Park sind Sie auch in Richtung Systemgeschäft unterwegs. Werden Sie diesen Weg fokussieren?

Dehn: Ja. Der Bedarf an Lösungen wird unseres Erachtens zunehmen. Damit werden wir aber nicht zu einem Systemintegrator. Wir sehen uns hier eindeutig mit einem Alleinstellungsmerkmal, da wir über umfassende Hardware- und Softwarekompetenz verfügen und im Gegensatz zu reinen Komponentenherstellern, echtes Lösungs-Know-How vorweisen können.

inVISION: Wie beurteilen Sie die Konsolidierungswelle im Kameramarkt?

Dehn: Das war sicherlich eine zu erwartende Entwicklung. Es wird sich zeigen, welcher Hersteller sich durch Innovationen dem wachsenden Margendruck entziehen kann. Mit unserer Größe brauchen wir starke Partner, die mit uns gemeinsam strategisch wichtige Kundensegmente erschließen. Für uns bleibt das oberste Mandat aber, unsere Kunden mit der richtigen Lösung zu bedienen. Dazu müssen wir flexibel und offen für Neues bleiben.

inVISION: Wen sehen Sie zukünftig als Hauptwettbewerber: die derzeitigen Vision-Aussteller oder völlig andere Player wie z.B. Intel?

Dehn: Hier sind sicherlich größere Veränderungen zu erwarten, als wir das in der Branche aus der Vergangenheit kennen. Vision-Technologie wird künftig in so viel mehr Anwendungen Einzug halten, dass neue Anbieter in Zukunft eine Rolle für uns spielen werden. Sicherlich werden auch uns bekannte Anbieter dem Veränderungsdruck nicht standhalten können. In jedem Fall sollten wir nicht zu eng denken, Veränderungen offen angehen und die Zukunft somit aktiv mitgestalten.

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| Fachartikel

Ausgabe:

inVISION 5 2019
Stemmer Imaging AG

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