3D und Automotive im Mittelpunkt

Nachbericht 1. Industrial Vision Conference in Ludwigsburg

3D und Automotive im Mittelpunkt

Erfolgreicher Start der Industrial Vision Conference

Im März fand in Ludwigsburg die 1. Industrial Vision Conference statt. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Industriellen Bildverarbeitung in Automation und Produktion. 18 Referenten aus Industrie und Forschung beleuchteten dabei unterschiedliche Facetten. Zu den Themen gehörten u.a. Methoden der Bildgewinnung und QS, neue Sensorik und Hardwarekomponenten, sowie Bildverarbeitung im Bereich der Maschinensicherheit.

Die 1. Industrial Vision Conference vom 8.-9. M?rz in Ludwigsburg bot thematisch eine gute Kombination aus gewinnung und praktischer Anwendung. (Bild: SV Veranstaltung)

Die 1. Industrial Vision Conference vom 8.-9. März in Ludwigsburg bot thematisch eine gute Kombination aus gewinnung und praktischer Anwendung. (Bild: SV Veranstaltung)

Die Palette der vorgestellten Themen war sehr breit. Insofern soll nur auf einige ausgewählte Themen eingegangen werden. Nach einer Einführung durch den Konferenzleiter Prof. Dr. Michael Heizmann, vom IIIT am KIT Karlsruhe, sprach Harald Stehle, Teamleiter in der Technologiefabrik der Daimler AG, über die Anforderungen an Bildverarbeitungssysteme im Powertrain Bereich. Er gab den Zuhörern einen Überblick über die Anforderungen an Bildverarbeitungssysteme bei der Prüfung und Bewertung von Funktionsflächen in der Motorenfertigung. Folgendes wurde dabei deutlich: Bisher verwendete klassische Bildverarbeitungstechnologien, gekennzeichnet durch immer wiederkehrenden Schlupf und eine nicht zu vernachlässigende Pseudofehlerrate, werden mehr und mehr durch neue und leistungsstarke Rechenalgorithmen, wie z.B. Shape from Shading, abgelöst. Solche Quasi-3D-Verfahren sind aber nur eine Zwischenlösung. Die Forderung geht in Richtung echter 3D-Konturenerfassung mit größerem Scanbereich bei schnellerer Datenübertragung. Diesen Gesichtspunkt nahm Dr. Martin Schaffer (Cognex Jena, ehemals Enshape) in seinem Vortrag auf und stellte 3D-Sensorlösungen vor. So ermöglicht der Sensor Detect 20 Volumendaten komplexer Bauteile mit einer Genauigkeit von wenigen 50μm, bei einer Messzeit von nur 35ms, zu generieren. In Verbindung mit einer Kalkulationssoftware lassen sich damit z.B. Bin-Picking-Aufgaben hinsichtlich Bauteillokalisation und Berechnung des Greifpunktes im Sekundentakt realisieren. Ein Wermutstropfen ist derzeit noch der Preis. Dies kann der Markt aber selbst regulieren indem er für größere Stückzahlen sorgt. Ein weiteres 3D-Messtechnik-Beispiel war das Oberflächen-Inspektionssystem Abis. Mit dem Gerät können diffus reflektierende Oberflächen digitalisiert und relevante Merkmale, z.B. Oberflächenfehler auf Karosserieaussenhautblechen, durch eine Klassifikationssoftware in einem vertretbaren zeitlichen Rahmen online bewertet werden. Hubert Lechner, Account Manager Carl Zeiss Optotechnik, präsentierte zahlreiche industrielle Anwendung der Technologie und zeigt so, dass diese Innovation bereits in mehreren Presswerken effektiv eingesetzt wird. Im weiteren Verlauf standen effiziente Embedded Systeme, zukunftsweisende Framegrabber und neuartige Sensor Apps zur produktorientierten Inspektion im Mittelpunkt. Der Trend zu steigender Intelligenz von Kameras und immer schneller werdenden Systemen wurde spürbar. Christian Benderoth, Managing Director LMI Technologies, stellte die Sensorplattform Gocator vor und präsentierte damit einen All-In-One 3D-Sensor. Das Produkt besticht durch seine Übersichtliche, modulare Architektur, vereint webbasierte 2D- und 3D-Technologie hinsichtlich Datenaufnahme, Mess- und Auswerteprozesse und die Möglichkeit einer vernetzten, prozessintegrierten Überwachung. Darüber hinaus kann der Anwender eigene, produktspezifische Apps in die Firmware implementieren. Das lässt das Entwicklerherz gleich höher schlagen. Im vierten und letzten Teil der Veranstaltung diskutierten die Teilnehmer über Chancen und Risiken moderner Bildverarbeitung im Bereich der Maschinensicherheit in der industriellen Fertigung, d.h. dem potenziellen Wegfall starrer Zäune und Lichtgitter, durch den Einsatz intelligenter Kamerasysteme. Ein Vortrag von Dr. Sören Hader, Entwicklungsingenieur Sensor Technology bei Pilz, bildete den Einstieg. Dr. Peter Ebert, Chefredakteur der inVision griff die Fakten auf und leitete eine Podiumsdiskussion mit dem Hersteller, Vertretern aus der Industrie und dem TÜV. Seitens der Anwender war eine deutliche Zurückhaltung zu spüren. Trotz positiver Resonanz von Stephan Häb, Geschäftsfeldleiter BU FS Products vom TÜV Rheinland, zum aktuellen technischen Stand und der Umsetzung staatlicher Vergaben, zeigte sich eine Unsicherheit, vielleicht auch Skepsis, bei den Industrievertretern. Die hohe Reaktionsgeschwindigkeit konventioneller Sicherheitssysteme oder sensitiver Roboter spricht immer noch für den aktuellen Stand der Technik. Die Vorteile innovativer Kameralösungen, wie hohe Flexibilität beim Einrichten, in der Bewegungsplanung oder dynamische Sicherheitskonzepte beim Verletzen des Schutzbereiches sind dem Anwender scheinbar nicht so wichtig.

„Thematisch bot sich einen sehr gute Kombination aus Bildgewinnung und praktischer Anwendung.“ – Roland Beyer, Consultant (Bild: R.Beyer/Daimler AG)

Fazit

Die Konferenz war mit knapp 55 Teilnehmern gut besucht. Unter den Referenten und Besuchern befanden sich sowohl Bildverarbeitungsexperten als auch erfahrene Planer und Betreiber solcher Anlagen. Thematisch bot sich eine sehr gute Kombination aus Bildgewinnung und praktischer Anwendung. Die Zahl der Anbieter bildverarbeitender Technologien dominierte leider ein wenig. Der Wunsch nach noch mehr praxisbezogenen Berichten aus den Bereichen Bildverarbeitung und Automatisierungstechnik bleibt auch am Ende dieser interessanten Fachtagung bestehen. Die Zufriedenheit der Teilnehmer war deutlich zu spüren.

Themen:

| Fachartikel

Ausgabe:

inVISION 2 2017
Daimler AG

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