Grenzen überwinden

Die Zeit der Framegrabber ist schon oft für beendet erklärt worden. Wo sehen Sie zukünftige Einsatzgebiete von Framegrabbern?

KHN: Der Einsatzbereich für dedizierte Framegrabber und Kameras liegt im Bereich der Machine-Vision-Schnittstellen und der hohen Bandbreiten. Die Bildverarbeitung wird immer Anforderungen an die Unterstützung von Image-Sensoren, Ansteuerungsmöglichkeiten, Latenzwerte und Bildübertragungsraten haben, die für den Konsumermarkt uninteressant sind. Hierfür benötigen wir eigene Standards. Diese orientierten sich an hohen Leistungswerten und damit auch an leistungsfähigen Einzelkomponenten. Der Framegrabber ist hier ein fester Teil des Bildverarbeitungssystems. Wir sehen aber auch anhand der Anfragen, dass die Bildverarbeitungs- und Datensteuerungskompetenz eines Framegrabbers immer stärker benötigt wird. Aber auch in Bereichen, die für den Framegrabber als abgeschrieben gelten, z.B. GigE Vision, sind wir mit unseren Produkten erfolgreich vertreten. Generell können Framegrabber neben der eigentlichen Bildaufnahme noch weitere Aufgaben übernehmen, wie die Vorverarbeitung (Bildaufbereitung/-verbesserung) und Nachbearbeitung (Bildauswertung) bis hin zur Verarbeitung von Signaldaten. Im Industrie-4.0-Umfeld spielen sie die Rolle von sich selbst steuernden Komponenten mit dezentraler Intelligenz, welche die Peripherie steuern und Einzelproduktionen ermöglichen. Da stößt ein reines Kamera- oder Embedded- System an seine Grenzen.

Welche HighEnd-Schnittstellen spielen dabei eine Rolle?

KHN: Die aktuellen HighEnd-Schnittstellen sind CoaXPress (CXP) und Camera Link HS (CLHS). Für CXP wurde bereits eine höhere Übertragungsgeschwindigkeit spezifiziert. CLHS besitzt eine elektrische und optische Übertragungsvariante, durch die die beiden Standards auch Alleinstellungen besitzen. Inzwischen wird an einem gemeinsamen Standardisierungsansatz gearbeitet. Für diese Standards sind wir als Framegrabber-Hersteller gefordert, neue Produkte auf den Markt zu bringen. 10GigE ist technologisch stark mit der optischen CHLS-Lösung verwandt. Der Markt ist aber mit seinen Kameralösungen noch überschaubar. Interessanter wird es mit NBase-T. Hier glauben wir, dass höhere Anforderungen aus dem GigE-Vision-Umfeld zu einem Anstieg dieser Technologielösung führen werden. Gerade bei Multikameralösungen oder hochpräziser Triggerung werden Framegrabber stark angefragt. Die Entwicklung von USB3.1 ist auch interessant, insbesondere aus Konsumentensicht, da immer mehr Funktionen in die Schnittstellentechnologie implementiert werden.

Sie haben VisualApplets 2006 veröffentlicht. Waren Sie der Bildverarbeitung damit zu weit voraus?

„Wir sehen die Entwicklungsgeschichte für
Framegrabber und Bildverarbeitung eher am
Anfang, als am Ende.“
Ralf Lay, Silicon Software (Bild: Silicon Software GmbH)

RL: Mit unserer Vision, FPGA-Technologie für Jedermann programmierbar zu machen, waren wir sehr früh auf dem Markt. Für unsere Mission, unseren Kunden ein Werkzeug in die Hand zu geben, um Framegrabber auch selbst zu programmieren, kamen wir rechtzeitig. Die Anfragen nach Programmierungen auf den Framegrabbern kamen mit der microEnable III ab 2001 immer häufiger. Uns selbst gab VisualApplets die Möglichkeit, unsere eigenen Entwicklungsdienstleistungen auszubauen, schneller und effizienter zu programmieren, aber auch neue, für die Hardwareprogrammierung unerfahrene Kollegen schneller einzuarbeiten und in die Anwendungsprogrammierung zu integrieren.

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inVISION 4 2017
Silicon Software GmbH

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