FPGAs für Industrial Vision und andere Edge-Applikationen

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Erfolgreiche Edge-Vision-Anwendungen profitieren vom optimalen Mix aus stromsparenden FPGAs mit hoher Leistungsfähigkeit, sowie Soft- und Hard-IP für spezielle Funktionen. Aus dieser Perspektive ist die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Titanium FPGA-Familie von Efinix interessant.
Bild 3 | MIPI DSI-Receiver und Transmitter im Loopback
Bild 3 | MIPI DSI-Receiver und Transmitter im LoopbackBild: Efinix GmbH

Edge-Applikationen haben zahlreiche Herausforderungen. Dabei geht es um Schnittstellen zu Sensoren, Aktoren, Displays, sowie zum System. Flexibilität für verschiedene, aktuelle und neue Sensoren einerseits, Kompatibilität zum bestehenden System andererseits. Es geht aber auch um die optimale Balance zwischen Performance und Verlustleistung, zentraler und dezentraler Datenverarbeitung, Verfügbarkeit und Bandbreite der Schnittstellen, Baugröße und Kosten. In Kameras hat sich der Einsatz von FPGAs bewährt, die sowohl mit LVDS als auch mit MIPI CSI-2 umgehen können, und Skalierbarkeit bezüglich der aufgeführten Attribute mitbringen. Aber mit den Anforderungen an die Edge-Komponente von einer Produktgeneration zur nächsten steigen auch die Anforderungen an ein FPGA. Aus dem Vollen schöpfen ist wegen der Kosten und der Verlustleistung kaum möglich, also schauen Systemarchitekten ständig nach dem optimalen Mix aus verlustleistungsarmen FPGAs, sowie Soft- und Hard-IP für die notwendige Funktion und Leistungsfähigkeit. Aus dieser Perspektive ist die aktuelle und zukünftige Entwicklung der Titanium FPGA-Familie von Efinix interessant.

FPGAs mit bis zu 60k Logikelementen

Nach der Einführung der Trion-FPGA-Familie von Efinix, die in vielen Produkten bereits eingesetzt wird, bringt die Titanium-Familie mehr Features, größere Komplexität – weiterhin mit dem Fokus auf geringe Verlustleistung und kleine Baugrößen. Zum Beispiel sind MIPI CSI-2 Receiver und Transmitter im Trion als Hard-IP – also festverdrahtet – vorhanden und unterstützten bis zu 1,5Gbit/s pro MIPI-Lane. Die gleiche Geschwindigkeit kann im Titanium bereits mit einer Soft-IP-Lösung über schnelle IO-Zellen abgebildet werden.

Die ersten Titanium-FPGAs, mit bis zu 60k Logikelementen und geringem Strombedarf, sind ebenfalls schon geraume Zeit in Produktion. Mit Gehäuseabmessungen des Ti60 ab 3,5×3,4mm oder des Ti60-SiP mit 5,5×5,5mm ermöglichen sie eine effiziente Miniaturisierung. SiP bedeutet in diesem Fall, das man ein FPGA mit 60k Logikelementen, 256 Mbit HyperRAM und SPI-Flash, LVDS und MIPI-Unterstützung, in einem Gehäuse erhält.

In der nächsten Ausbaustufe stehen Titanium Ti90 bis Ti180 weiterhin für geringe Verlustleistung, bieten aber zusätzlich zur dreifachen Logik-Kapazität und den schnellen digitalen Ein- und Ausgängen bis zu vier MIPI-DPHY-Receiver und -Transmitter als Hard-IP. Die maximale Geschwindigkeit steigt hier auf 2,5Gbit/s pro Lane. Gehäuseabmessungen von 13×13 bis 19x19mm lassen ebenfalls ein Produktdesign mit kleinen Baugrößen zu. Mit der Anzahl der Schnittstellen und zunehmenden Datenraten wird allerdings die Anbindung eines schnellen externen Speichers für viele Applikationen zwingend. Titanium antwortet darauf mit einem festverdrahteten Controller für LPDDR4/X Speicherbausteine, sowie schnellen und zahlreichen DSP-Blöcken, so dass Daten nicht nur zwischengespeichert sondern insbesondere (vor)verarbeitet werden können.

Ausrichtung auf VisionApplikationen

Die Ausrichtung der aktuellen Titanium-Familie nicht nur, aber insbesondere auf Vision-Applikationen, ist auch am Funktions- und Lieferumfang der Development Kits zu erkennen. Integrierte MIPI-DPHYs sind über Stecker zugänglich, an welche eine mitgelieferte Kamera oder ein Display angesteckt werden kann. Mit der Out-of-the-Box-Demo (OoB-Demo), die auf jedem Kit vorprogrammiert ist, und die über die Support-Seiten als FPGA-Projekt heruntergeladen werden kann, läuft innerhalb kurzer Zeit nach der Inbetriebnahme das erste Kamerabild über das MIPI-DSI-Display des Ti60 oder den HDMI-Monitor am Ti180 Development Kit. Die in den Kits enthaltenen Komponenten – beispielsweise eine RaspberryPi-Kamera – sind günstig und für Erweiterungen leicht zu beschaffen. So kann die Ti180-OoB-Demo bei Bedarf mit weiteren Kameras versehen werden. Die Demo erkennt bis zu vier Kameras und gibt die Videos wahlweise einzeln oder in einem viergeteilten Bild wieder.

Konfigurierbarer IP-Core mit 300MHz

Zentrale Komponente vieler Projekte und Demo-Designs ist ein RISC-V-Prozessor, den Efinix unter der Bezeichnung Sapphire SoC als konfigurierbaren IP-Core in der Efinity-Software bereitstellt. Die Bandbreite der RISC-V-Konfigurationen reicht vom kleinen Mikrocontroller mit FPGA-internem RAM, SPI, UART, GPIO bis zum Linux-fähigen Multicore-RISC-V mit FPU, MMU und LPDDR4-Memory-Controller. Obwohl Sapphire ein Soft-IP ist – also zusammen mit dem Anwender-Design synthetisiert und im programmierbaren FPGA-Kern implementiert wird, sind je nach RISC-V-Konfiguration Taktraten weit über 300MHz möglich.

Diese Prozessor-Taktrate ist in vielen Fällen mehr als ausreichend, da die Datenverarbeitung mit höheren Performance-Ansprüchen parallel in der FPGA-Logik laufen kann. Das Prinzip ist am Efinix Edge-Vision-SoC und der Efinix TinyML-Platform zu sehen. Der Edge-Vision-SoC bindet anwenderspezifische Hardware-Beschleuniger per DMA an den RISC-V an und zeigt die Integration in das FPGA-Design sowie in das RISC-V-Programm. Die TinyML-Platform setzt auf Edge-Vision-SoC auf und beschleunigt verschiedene Lagen der neuronalen Netze, die als RISC-V-TinyML-Applikationen mit der TensorFlow Lite Micro C++ Library entwickelt werden.

Demo-Projekte und Loopback Design

Demo-Projekte ermöglichen zudem einen schnellen Einstieg in die Entwicklung. Dann folgt die Anpassung der Schnittstellen, der Peripherie und gegebenenfalls des RISC-V-Programms an die eigenen Anforderungen. Bevor die Software-Programmierung und damit die firmeneigene Produktspezifikation umgesetzt werden kann, wirft die Anpassung von MIPI-Parametern gelegentlich Fragen auf. Die Beispiele und Demos geben erste Antworten, wobei die Parameter natürlich auf die verwendeten Demo-Komponenten abgestimmt sind. Die Frage ist, wieweit die gewonnenen Erkenntnisse helfen, die eigene System-Spezifikation umzusetzen.

Vor oder parallel zur eigenen Baugruppenentwicklung, die zum Beispiel andere Bildsensoren verwenden wird, besteht die Möglichkeit MIPI-Schnittstellen mit der Zielkonfiguration zu testen. Falls der Sensor noch nicht zur Verfügung steht oder noch nicht an die Hardware angeschlossen werden kann, führt ein Weg über Loopback-Designs mit variabel einstellbaren Parametern. Anstelle des Sensors wird eine konfigurierbare Kombination aus MIPI-Transmitter mit Daten-Generator verwendet, die Daten über ein Loopback-Kabel an den ebenso konfigurierbaren MIPI-Receiver sendet. Zum Teil liegen entsprechende Kabel schon den Development Kits bei, darüber hinaus sind zusätzliche Adapter und Kabel leicht zu beschaffen.

Passende Loopback-Beispiele sind sowohl für MIPI CSI-2 als auch für MIPI DSI auf Anfrage erhältlich. Mit der Entwicklungssoftware Efinity und dem Development Kit bilden die Beispiele vorab ein Modell der Übertragungsstrecke, mit dem Parameter variiert und die Funktion im Logik-Debugger in Echtzeit überprüft werden. Wurden die Parameter beispielsweise eines Sensors oder eines Displays erfolgreich abgebildet und getestet, ist das Modell eine funktionale Referenz für das Zielsystem mit dem entsprechenden CSI-2-Sensor oder DSI-Display.

Ausblick

In Kürze wird ein Ti180-System-in-Package erhältlich sein, das aus einem FPGA mit 180k Logikelementen und einem LPDDR4 Memory besteht – ein SiP mit Abmessungen von 15x15mm, MIPI-DPHY, low Power, high Performance. Des weiteren sind Typen mit höherer Logik-Komplexität und weiteren schnellen Schnittstellen in Reichweite. Der Ti375 wird die Möglichkeiten der Titanium-Familie in Kürze um einen fest integrierten RISC-V und Highspeed Serdes, u.a. für PCI Express und Ethernet, ergänzen. Weiterhin mit dem Fokus auf geringe Verlustleistung und kleine Abmessungen.

www.efinixinc.com

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