Quo vadis IBV?

Muss der Automatisierer also demnächst mehr Bildverarbeitung können oder die Bildverarbeitung einfacher werden?

Noffz: Hier können wir von der Sensorik lernen, das heißt, es muss für den Anwender einfacher werden. Die darunterliegende Technik wird aber auf jeden Fall komplexer. Dadurch ergeben sich auch für Systemintegratoren neue Möglichkeiten, da sie Komponenten mit einer höheren Funktion schneller integrieren können und damit Systeme bauen, die wesentlich anspruchsvollere Aufgaben übernehmen.

Systemintegratoren wird es also auch in Zukunft geben?

Noffz: Definitiv. Auch in Zukunft wird Bildverarbeitung kein Produkt sein, das man einfach über einer Produktionslinie aufhängt und das selbstständig alle Aufgaben löst. Die Aufgaben sind vielfältig und ich muss eine Vielzahl von Sensoren miteinander kombinieren, was ohne Integratoren überhaupt nicht möglich ist.

Immer häufiger beschäftigen sich Konzerne wie z.B. Intel oder IBM mit Bildverarbeitung. Hat die deutsche Bildverarbeitung mit diesen neuen Wettbewerbern noch eine Zukunft?

Noffz: Da bin ich mir sicher. Ich sehe noch nicht, dass die genannten Firmen versuchen direkte Anbieter von kompletten Bildverarbeitungslösungen zu werden. Sie werden allerdings massiv Technologie anbieten, z.B. spezielle Chips, die Funktionen integrieren, für die man früher noch komplette Systeme brauchte. Dadurch ergibt sich auch eine Chance für die Bildverarbeitung, solche neuen Technologien zu nutzen, da es diese Komponenten massiv günstiger macht und erlaubt weiter in die Breite zu gehen. Wenn ich mir die deutschen Firmen ansehe, ist es aber nicht so, dass diese nichts tun. Auch die Automatisierungsfirmen sind aktiv, ob das jetzt Siemens im Bereich Software oder Sick sind, die derzeit eine Bildverarbeitungsplattform etablieren. Viele Firmen haben bereits erkannt, dass man aktiv etwas tun muss.

Die Randbedingungen für die Bildverarbeitung ändern sich. Ist dies auch ein Grund, dass eine Konsolidierungswelle stattfindet?

Noffz: Wenn die Marktchancen massiv zunehmen, ist es gut, eine gewisse kritische Masse zu haben. Man benötigt einen Marktzugang für seine Technologie, in vielen Fällen ist auch eine Kombination von verschiedenen Technologien notwendig, um Produkte für die sich ändernden Märkte anbieten zu können. Viele Automatisierungsfirmen kaufen sich derzeit zudem Know-how in Sachen Bildverarbeitung hinzu.

Damit die Bildverarbeitung auch in Zukunft erfolgreich ist, sind neue Ingenieure notwendig. Wo finden ich den Bildverarbeiter von morgen?

Noffz: Das ist leider ein Schlüsselproblem. Wir sind in einer Position, in der unser Wachstum durch den Mangel an Ingenieuren begrenzt ist. Es gibt derzeit keine Firma, die nicht händeringend nach Ingenieuren sucht. Bei uns im Unternehmen, versuchen wir dies durch eine Internationalisierung zu lösen. Viele der Kollegen kommen bereits aus der EU, China oder Japan. Ich halte das für eine der Schlüsselaufgaben der Politik und sicherlich auch eine Herausforderung für den VDMA.

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VDMA e.V.

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