Warum verschiebt sich die Ablösung von 1GigE Vision?

GigE-Wechsel
GigE-Vision wird nach wie vor als die am häufigsten verwendete Vision-Schnittstelle angesehen. Auch wenn Kameras mit 1Gbps (1000BASE-T, 1GigE) für den Großteil der Anwendungen immer noch die optimale Lösung sind, sehen sich Anwender und Hersteller mit steigenden Anforderungen an Datenübertragungsraten und Echtzeitverarbeitung konfrontiert. inVISION sprach mit Maximilian Poggensee, Produkt Manager bei Allied Vision, über die Herausforderungen von High-Performance GigE-Vision-Anwendungen.
Durch die marktübergreifend hohen Stückzahlen, 
einer Vielzahl an Herstellern sowie geringen Kosten 
für Komponenten sind 1GigE-Kameras für die meisten 
Anwendungen der klare Preis-Leistungs-Sieger.
Maximilian Poggensee, Allied Vision
Durch die marktübergreifend hohen Stückzahlen, einer Vielzahl an Herstellern sowie geringen Kosten für Komponenten sind 1GigE-Kameras für die meisten Anwendungen der klare Preis-Leistungs-Sieger. Maximilian Poggensee, Allied VisionBild: Allied Vision Technologies GmbH

Wo sehen Sie die aktuellen Trends bei GigE-Vision-Anwendungen?

Maximilian Poggensee: Eine für uns recht überraschende Entwicklung ist das Festhalten an Systemen basierend auf 1GigE bei der Mehrheit der Kunden. Noch vor wenigen Jahren hatten wir, auch getrieben durch die immer schneller werdenden Sensoren der großen Hersteller, eine gegensätzliche Annahme getroffen und verstärkt auf 5GigE, USB3 und Embedded-Lösungen gesetzt. Die Marktanforderungen nach höheren Auflösungen und Frameraten hat sich in den letzten Jahren nicht so schnell entwickelt, wie wir es eigentlich erwartet hatten, vermutlich auch durch den durch Corona verursachten Investitionsstau, so z.B. bei Factory Automation. Dies hat zur Folge, dass sich auch die in anderen Bereichen bereits recht etablierte 10GigE-Technologie nur langsam Marktanteile sichern kann.

Also bleibt 1GigE weiterhin das wichtigste Interface?

Definitiv. Durch die marktübergreifend hohen Stückzahlen, einer Vielzahl an Herstellern sowie geringen Kosten für Komponenten sind 1GigE-Kameras für die meisten Anwendungen der klare Preis-Leistungs-Sieger. Auch weil die Switching-Costs in einer Vielzahl der Fälle nicht den Vorteil höherer Bandbreiten rechtfertigen können. Nehmen wir zum Beispiel 5GigE-Kameras: hier hält sich der kameraseitige Aufpreis zwar deutlich in Grenzen, Kunden müssen aber für das Netzwerkequipment (z.B. NICs, Switches) immer noch tief in die Tasche greifen. Das Mooresche Gesetz scheint hier auch aufgrund der globalen Krise auf dem Beschaffungsmarkt nicht so recht zu greifen. Dazu entstehen noch Mehrkosten, damit der Host-PC die größer werdende Datenlast verarbeiten kann.

Verstehe ich Sie richtig, dass sich höhere Geschwindigkeiten für GigE-Vision nicht durchsetzen werden?

Das könnte man aus unserem bisherigen Gespräch folgern, nichtsdestotrotz ist der derzeitige Status Quo auch von den Krisen der letzten Jahre geprägt. Wir haben mehrfach beobachtet, dass Kunden die Entwicklung leistungsstärkerer Systeme aufgrund der Marktsituation auf Eis legten und vorübergehend weiter auf bewährte (1GigE-)Lösungen setzten. Wir erwarten aber in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum bei Produkten jenseits von 1GigE bis 10GigE, insbesondere für Anwendungen aus den Bereichen Metrology, Logistik, Elektronik und Panel-Inspection, Aerial Imaging und Sports. Dies wird für die Anwender neue Herausforderungen mit sich bringen, wie zum Beispiel auch die Konfrontation mit neuen Protokollen.

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