Veränderungen bei MVTec und neues Deep Learning Tool

inVISION: Wie einfach kann die Bedienung von Bildverarbeitung noch werden?

Eckstein: Sie sprechen derzeitig den Entwickler an und nicht den Endkunden. Da haben wir noch Luft nach oben. Usability bzw. eine einfache Bedienung ist ein heißes Thema, da es die Höhe von Kosten beeinflusst. Wenn die Usability nicht gut ist, benötigt man z.B. deutlich länger, um jemanden zu schulen. Aber auch wenn ein Mitarbeiter eine Software öfter nutzt, stellt sich die Frage: Wie hoch ist der Aufwand, um eine Lösung zu entwickeln. Von daher ist es für uns essentiell, an diesem Thema zu arbeiten. Eine gute Hilfe sind Standardisierungen. Vor zehn Jahren mussten wir zu jeder Kamera und zu jedem Framegrabber ein dediziertes Interface schreiben – heute basiert das alles auf Standards. Standards wie OPC Vision helfen auch bei der Fertigungsintegration, also in der Vertikalen nach unten in die SPS bzw. nach oben in das ERP-System. Damit wird Integration zunehmend einfacher. Unsere Aufgabe ist die klassische Usability: Wie schwierig ist es einen Parameter zu finden, wie schnell kann man ein User-Interface generieren, gibt es ein Log-in oder ein User-Management? Wie gut muss man programmieren können, um einen Ablauf zusammenzustellen? Das sind die Fragen, denen wir uns stellen. Der Bedarf nach erhöhter Nutzerfreundlichkeit hat in den letzten Jahren nochmals stark zugenommen.

Munkelt: Bei dem Prozess der Entwicklung oder Überarbeitung von Leistungsmerkmalen prüfen wir bereits die Usability selbst, das heißt es schaut jemand – außerhalb der Entwicklungsabteilung – mit ganz anderen Augen auf die Nutzerfreundlichkeit und spiegelt den internen Entwicklern wider, was sie eigentlich gerade gemacht haben und so entsteht eine Feedback-Schleife.

Eckstein: Diese läuft auf verschiedenen Ebenen: In der Entwicklung, abteilungsübergreifend in den Support hinein bis hin zum (Pilot-)Kunden, der damit arbeitet und sagt, was in seiner Umgebung besser für dieses und jenes Feature wäre. Aber auch die Erwartungshaltung an die Usability ist stark gestiegen, da jeder von uns ein Smartphone hat. Wer so ein Gerät nutzt, gewöhnt sich an diese Einfachheit und damit entsteht der Wunsch, dass dies auch bei der Arbeit so einfach gehen muss.

inVISION: Herr Eckstein, nach all den Jahren bei MVTec: Was ist der Augenblick, an den Sie sich am liebsten erinnern?

Eckstein: 2009, also im Jahr der Finanzkrise, haben in Asien manche Firmen einfach ein halbes Jahr zugemacht. Wir hatten auch damals unsere Innovationstage dort, um unseren Kunden die neuesten Entwicklungen zu zeigen. Allerdings schickt kein Unternehmen jemanden in so einer Krise zu einer solchen Veranstaltung. Dennoch hatten wir fast tausend Teilnehmer bei dem Event. Viele, die dort waren, hatten den Wunsch mit einem guten Produkt aus der Krise herauszugehen. Die Erwartungshaltung war, wenn MVTec etwas Neues vorstellt, dann sind dort wichtige Innovationen enthalten. So fuhren die Teilnehmer in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten zu dieser Veranstaltung, um danach inspiriert loszulaufen und das umzusetzen. Dieser Vertrauensvorschuss, den uns Kunden aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit entgegenbringen, hat mich einfach nur begeistert und ist gleichzeitig Ansporn weiterhin relevante Innovationen für unsere Kunden zu entwickeln.

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inVISION 3 2019
MVTec Software GmbH

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