Hochpräzise Synchronisation

Beckhoff integriert Vision vollständig in die Steuerung – Interview

Letztes Jahr hat Beckhoff Automation sein Bildverarbeitungsprogramm für die Steuerungs-integrierte Bildverarbeitung rund um Twincat Vision mit eigenen Hardwarekomponenten erweitert. inVISION sprach mit Bernd Stöber, Senior Produktmanager Vision, über die Besonderheiten dieser Komponenten und den damit verbunden Möglichkeiten für die Automatisierung.

Mit Beckhoff Vision – optimal aufeinander abgestimmte Soft- und Hardware-Komponenten – wird die industrielle Bildverarbeitung zum integralen und Ethercat-basierten Bestandteil der Maschinen- und Anlagensteuerung (hier in Verbindung mit dem XPlanar). – Bild: Beckhoff Automation GmbH & Co. KG

inVISION: Sie haben letztes Jahr Ihre neuen Hardware-Komponenten wie Kameras, Beleuchtungen und Objektive ergänzend zu Twincat Vision vorgestellt. Wie war das bisherige Feedback?

Bernd Stöber: Die Reaktion war überaus positiv. Die leichte Integration der neuen Vision-Hardwarekomponenten mittels Ethercat in die Steuerung hat scheinbar genau den unausgesprochenen Wunsch unserer Kunden erfüllt, auch Vision vollständig in die Steuerung zu integrieren – und nicht nur die Applikation über Twincat Vision. So werden Kamerasysteme zu flexiblen Sensoren, die genauso einfach in der Steuerung zu handhaben sind, wie das unsere Kunden z. B. aus der Antriebstechnik gewohnt sind.

Warum hat Beckhoff eigentlich eine eigene Kameraserie entwickelt, es gibt doch bereits genügend Kameraanbieter auf dem Markt?

Nur eine eigene Entwicklung bietet uns die volle Flexibilität, in dem Produkt Kamera die erwähnte Einfachheit in der Handhabung oder die Integration über unsere Feldbustechnik Ethercat bereitzustellen. Auch von der mechanischen Seite her bietet uns die Eigenentwicklung die Möglichkeit, ein robustes und industrietaugliches Produkt zu schaffen. Mit dem Objektivschutztubus erreichen wir glatte und vom Bediener leicht zu reinigende Oberflächen und zudem einen eingebauten Berührungsschutz sowie Schutzart IP65/67. Es werden in der Anlage keine weiteren Schutzmaßnahmen benötigt. Trotz der Robustheit und solider Befestigungspunkte haben wir die aus Anwendersicht wichtige Baulänge in Richtung der optischen Achse durch die seitlich platzierten Steckverbinder kurz und damit vorteilhaft gehalten.

Welche Vorteile ergeben sich durch den Einsatz von Ethercat für die Bildverarbeitung bzw. Vision-basierte SPS-Systeme, die es mit klassischer Machine Vision bisher nicht gab?

Ethercat bietet über die erwähnte einfache Integration in die Steuerung hinaus automatisch alle gewohnten komfortablen Diagnosefunktionen der Steuerung. So ist nicht nur der Komponentenzustand, sondern insbesondere auch das zeitliche Zusammenspiel der gesamten Anlage analysier- und optimierbar. Für Twincat Analytics oder Twincat Scope ist ein Bild nur ein weiterer Datentyp, der zusammen mit anderen Maschinenparametern überwacht werden kann. Zudem bietet Ethercat mit der Steuerung über Distributed Clocks eine hochpräzise Synchronisation auch zu sämtlichen anderen Anlagenprozessen. So ergeben sich ein optimierter Prozessablauf im Zusammenspiel der Maschine und der Vision-Anwendung sowie ein kleinerer Maschinen-Footprint durch entfallende Wartestrecken.

Deshalb also auch die eigene Beleuchtungsserie: Welche Vorteile ergeben sich hier mit Ethercat?

Richtig, die Integration in die Anlage ist erst perfekt, wenn sich alle Komponenten in der gleichen Art und Weise integrieren und steuern lassen. Für das perfekte Zusammenspiel mit der Anlage erzeugen wir über die integrierte Elektronik Hochleistungslichtblitze, um das Bild von einem Objekt sicher in der Bewegung einfrieren zu können und Prüfobjekte nicht anhalten zu müssen. Die Synchronisation erfolgt auch hier wieder über Ethercat und die Nutzung der Distributed Clocks. Der Pulsbetrieb ist überdies wesentlich effizienter und spart Energie. Unsere Beleuchtungen sind darüber hinaus mit vier Lichtfarbkanälen ausgestattet, um während der Laufzeit die Lichtfarbe an das Prüfobjekt anpassen zu können und so einen verbesserten Kontrast zu erreichen. Alle zusätzlich benötigten Einstellungen sind leicht und zur Laufzeit durch die Steuerung anpassbar. Der Verkabelungsaufwand ist durch die Nutzung von Ethercat P vereinfacht, weil die Versorgung mit Energie und auch die Parametrierung und Synchronisierung über nur ein Kabel mehreren Bildaufnahmestationen zugeführt wird.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Themen:

| Fachartikel

Das könnte Sie auch Interessieren