Roboter lernt lesen

Software liest Bildschirme ohne Schnittstellen aus
Mittels der Software Opdra und einer normalen Kamera können Roboter zukünftig Bildschirme/Displays einfach auslesen. Schnittstellen, die bei Brownfield-Anlagen häufig nicht möglich oder für neue Maschinen zu komplex bzw. unflexibel sind, werden hierfür nicht benötigt.
Bild 2 | Eingabemaske von Opdra
Bild 2 | Eingabemaske von OpdraBild: VisCheck GmbH

Was passiert mit den gelesenen Zeichen?

Somit ist es gelungen, das optische Wahrnehmungsvermögen eines Menschen maschinell zu imitieren. Um aus dem Gelesenen auch Entscheidungen herbeizuführen, können in Opdra in Skripte hinterlegt werden. Erscheint beispielsweise auf einem Bildschirm die Information ´Prozess beendet´, liest dies die Software und kann dank individueller Programmierung einem Roboter einen entsprechenden Befehl geben. Denkbar ist auch das Ablesen von Messergebnissen. Je nach Wert wird dann ein Objekt in die Kiste für IO oder NIO-Teile von einem Roboter gelegt. Beispielsweise hat VisCheck bereits im Rahmen eines Forschungsprojektes den Fall einer älteren Abkantpresse. Die Blechdicke wird zunächst gemessen und das Ergebnis mittels Opdra von der Messmaschine abgelesen. Da das Ergebnis für den Biegewinkel von Bedeutung ist, tippt danach ein Miniroboter die Werte in die Tastatur der Abkantpresse. Neben der Fertigung erscheint auch ein Einsatz im Labor sinnvoll.

VisCheck stellt die Software Opdra seinen Partnern zur Verfügung, damit diese ihre Vorstellungen umsetzen können. Partner sind primär Hersteller von Cobots bzw. deren Integratoren, wie Universal Robots, Fanuc, Omron, ABB, Franka Emika, Kassow Robots, Neura Robotics, Doosan und Kuka. Für Integratoren hat das Geschäftsmodell den Vorteil, dass sie einerseits erstmals Arbeitsabläufe automatisieren können, die zuvor mangels Datentransfer als nicht automatisierbar galten. Zeitgleich steigt die Wertschöpfung.durch die individuellen Anpassungen der Integratoren. VisCheck kann im Gegenzug leicht skalieren. Mittlerweile gibt es Schnittstellen zu fast jedem Roboter.

Roboter liest Kochrezepte

Auf der automatica stellte Neura Robotics einen interessanten Anwendungsfall vor. Besucher konnten über ein Amazon Echo-Gerät Fruchtsorbet bei einem Roboter bestellen.Der Cobot, an dem via 3D-Druck eine USB-Kamera befestigt war, las die Nachricht und bediente anschließend eine Küchenmaschine. Der Roboter betrachtete mit seiner Kamera das Display der Küchenmaschine und drehte den Joystick solange bis das Rezept Fruchtsorbet erschien. Standardmäßig leitet dann die Küchenmaschine durch die Rezeptur. Der Roboter las sie ab und holte sich die Zutaten. Dieses Szenario mag derzeit noch eine Utopie sein. Allerdings bietet Neura Robotics ab 2023 erste Haushaltsroboter an, d.h. kleinere Lösungen könnten bereits zeitnah umgesetzt werden.

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