Enis Ersü berät zukünftig Startups und Gründerteams

inVISION: Wie können Sie Startups helfen, erfolgreicher zu sein? Was brauchen Startups?

Ersü: Im Vordergrund steht immer das Business Konzept und das Produkt bzw. Produktportfolio. Eine schriftliche Formulierung der Strategie und ein damit verbundenes Brainstorming über den Zielmarkt ist für eine Neugründung von essenzieller Bedeutung. Die detaillierte Analyse des Marktpotenzials aus Sicht des Kunden und die Markt- und Wettbewerbsrecherchen sind besonders für Technologie-Startups eine enorm wichtige Voraussetzung für die agile Zukunftsentwicklung. Danach folgen die nächsten unternehmerischen Bausteine wie Organisation und Aufbau des Teams sowie die passenden Mitarbeiter. Mit dem erforderlichen Innovations- und R&D-Budget nimmt der Finanzbedarf konkrete Formen an und es lässt sich die Konzeption der Finanzierung aufstellen: Finanzierungsstrategie, öffentliche Förderung, der Investorenmix und eventuelle Bankenengagements sind typische Fragen, bei denen eine tiefe Diskussion mit einem erfahrenen Begleiter als Sparrings- und Verhandlungspartner sehr hilfreich sein wird. Beim nächsten Schritt der Wachstumsphase werden die internationalen Themen wie die Marktkommunikation und die Aufstellung der Vertriebsorganisation angegangen. Die Optimierung der Vorgehensweise – schnell und effizient – ist mit einem Investor und Partner durchaus vorteilhaft, wie meine eigene Erfahrung gezeigt hat.

inVISION: Was unterscheidet ein Vision Startup von vor zehn bzw. 20 Jahren von einem heutigen Startup?

Ersü: Die Wahrnehmung eines Startups ist heute in der Gesellschaft eine total andere. Politik und die Gesellschaft haben erkannt, dass Startups Motoren des strukturellen Wandels sind. „Sie setzen neue, innovative Ideen in die Praxis um, schaffen Arbeitsplätze und sichern die Grundlage für künftiges Wachstum und Wohlstand, weshalb sie enorm wichtig sind für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland“, schreibt die Politik bei der Ankündigung des Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien. Die Bundesregierung hat im August 2020 entschieden, zehn Milliarden Euro für einen Zukunftsfonds bei der KfW-Kreditanstalt für Wiederaufbau bereitzustellen. Gemeinsam mit weiteren privaten und öffentlichen Partnern soll der Zukunftsfonds mindestens 30 Milliarden Euro mobilisieren können. Eine Entscheidung, die vor zehn bzw. vor 20 Jahren unvorstellbar gewesen wäre.

inVISION: Worauf muss ein heutiges Startup achten, um erfolgreich zu sein?

Ersü: Ein Startup muss insbesondere den Markt, den Kunden und den Wettbewerb durchdringen. Die Gründer müssen das Potenzial des Produktes durch Recherchen und Kundennutzenanalysen genauestens verstehen. Die Suche nach Wachstumskapital ist erst der zweite Schritt. Für durchdachte Business-Konzepte lassen sich neue Investoren heute auf dem Markt schnell finden.

inVISION: Sie haben Isra Vision im Jahr 2000 an die Börse gebracht. Würden Sie jungen Vision-Unternehmen heute ebenfalls zu einem Börsengang raten?

Ersü: Die Antwort ist immer noch ein klares ‚ja‘. Das ‚immer noch‘ bezieht sich auf die jedes Jahr komplexer werdenden Regularien der Börsenpräsenz. Trotzdem wird sich ein börsennotiertes Unternehmen sowohl intern als auch extern schneller entwickeln, und die Transparenz fördert den Wachstumsprozess enorm. Ein Börsengang ist ein dynamischer Wachstumsmotor. Dazu kommt der erhöhte internationale Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Die einfachere Beteiligung der Mitarbeiter und die Unternehmensnachfolge sind weitere Vorteile einer börsennotierten Aktiengesellschaft.

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