Kleinstformat

3D-Vermessung enger Hohlräume und kleiner Objekte
Die Herausforderung, der sich die Forscherinnen und Forscher am Center for Vision, Automation & Control am AIT Austrian Institute of Technology stellten, war ein vorrangig handgeführtes Messsystem zu entwickeln, das neben der 3D-Vermessung von engen, schwer zugänglichen Hohlräumen und Bohrungen mit geringen Durchmessern (<10mm) auch die Vermessung von kleinen Objekten und Bauteilen mit Abmessungen von wenigen Millimetern möglich macht.
TinyScan360° zur Inspektion kleiner Hohlräume
TinyScan360° zur Inspektion kleiner HohlräumeBild: AIT Austrian Institute of Technology GmbH

Die 3D-Messlösung sollte daher eine kleine Baugröße haben, Messabstände von nur wenigen Millimetern erlauben und eine Anpassung der Projektionslichtwellenlänge/-leistung zulassen, um auf unterschiedliche Oberflächenreflexionseigenschaften reagieren zu können.

TinyScan360° und Schematische Darstellung: Messkopf mit achsialer Messrichtung und 45° Umlenkspiegel für 90° Messrichtung
TinyScan360° und Schematische Darstellung: Messkopf mit achsialer Messrichtung und 45° Umlenkspiegel für 90° Messrichtung Bild: AIT Austrian Institute of Technology GmbH

Stereoskopie im Miniaturformat

Das Ergebnis – der 3D-Oberflächenscanner TinyScan – ist ein höchst performantes stereoskopisches 3D-Messsystem. Er besteht aus einer Kamera und einem Projektor mit statischer Lichtmusterprojektion, das speziell an die jeweilige 3D-Vermessungsapplikation angepasst wird. Das projizierte Lichtmuster ermöglicht den Einsatz auch für schwach oder nicht texturierte Oberflächen. Der Scanner ist gerade mal 3,2×1,6×4,5mm klein und speziell für den handgeführten Einsatz geeignet. Lediglich ein sechspoliges Kabel ist zur Videobilddatenübertragung und Stromversorgung erforderlich. Dadurch sind Leitungslängen von bis zu zwei Metern zwischen 3D-Messkopf und einer Interfaceelektronik realisierbar, welche die Daten über USB an einen Datenverarbeitungscomputer überträgt.

3D Rekonstruktion eines Gehörgangs, aufgenommen mit handgeführtem TinyScan360°
3D Rekonstruktion eines Gehörgangs, aufgenommen mit handgeführtem TinyScan360° Bild: AIT Austrian Institute of Technology GmbH

3D-Messabweichung

von rund 30µm

Mit dem TinyScan360° sind handgeführte 3D-Oberflächenvermessungen in einem Messabstand zwischen 3 und 10mm zur Objektoberfläche möglich. Das resultierende Messfeld besitzt im Nominalabstand von 6,5mm eine Messfläche von rund 5x5mm. Die mittlere 3D-Messabweichung einer einzelnen 3D-Stereorekonstruktion liegt bei rund 30µm. Messframeraten von mindestens 20fps sind mit einem Standard-PC erreichbar. Um größere Bereiche zu vermessen wird der Sensorkopf über das Messfeld geführt und aufeinander folgende 3D-Stereorekonstruktionen ohne Informationen zur jeweiligen Messsystempose in Echtzeit zu einem 3D-Gesamtoberflächenmodell zusammengefügt. Die Messergebnisse stehen als 3D-Punktewolke oder 3D-Mesh zur Verfügung. Sein modularer Aufbau ermöglicht die einfache Kombination mehrerer Sensorköpfe z.B. für die gleichzeitige Messung in unterschiedliche Blickrichtungen. Optionale Lichtquellen ermöglichen zusätzlich zur 3D-Vermessung der Hohlräume auch das Generieren von Überblicksbildern und die Detektion von Oberflächenfehlern. Für die handgeführte Verwendung wird der Scanner um ein sogenanntes Orientierungskamerasystem erweitert – mit Blick auf die äußere Umgebung der zu vermessenden Stelle – und garantiert so höchste Messgenauigkeit. Alle Systeme sind dabei exakt zueinander kalibriert und tragen zu einem präzisen und umfassenden 3D-Modell bei.

Innenbohrungen und Gehörgänge

Das System besticht durch seine miniaturisierte Scannergröße sowie durch eine präzise 3D-Modellgenerierung. Der Scanner ist klein genug, um dort zu prüfen, wo andere Sensoren nicht hinkommen. Das macht ihn zum idealen Instrument für die 3D-Vermessung von Objekten und Hohlräumen (z.B. Bohrungen und Innengewinde), die aufgrund ihrer minimalen Größe, Lage, Geometrie und Oberflächeneigenschaften bisher für berührungslose Messsysteme ein Problem darstellten. Der TinyScan360° schließt damit eine Lücke in der 3D-Vermessung und Inspektion für schwer zugängige Objekte. Im handgeführten Einsatz wird er für die rasche und exakte Vermessung des Gehörganges eingesetzt und ermöglicht so beispielsweise die individuelle Anpassung moderner Hörgeräte.

AIT Austrian Institute of Technology GmbH

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