Was bedeutet der Chipmangel für die Visionbranche?

 

Materialmangel belastet die Branche

Autorin: Anne Wendel, Fachabteilung Machine Vision, VDMA Fachverband Robotik + Automation

Die VDMA Marktbefragung ‚Machine Vision in Europe‘ zeigt: die Bildverarbeitungsindustrie hatte im Covid-Jahr 2020 ’nur‘ 4% Umsatzeinbußen zu verzeichnen. 2021 ist sehr gut angelaufen, wie aus der monatlichen VDMA Auftragseingangs- und Umsatzstatistik hervorgeht. Die Auftragsbücher sind voll. Mit Sorge blicken wir allerdings alle auf den Materialmangel, besonders Elektronikkomponenten (Chips, Sensoren, Halbleiter), der nicht nur die Bildverarbeitungsindustrie, sondern die gesamte Investitionsgüterindustrie mit ihren komplexen Wertschöpfungsketten hart trifft. Rohmaterialien und Komponenten werden nur zum Teil direkt beschafft, fließen zum großen Teil aber auch über zugekaufte Komponenten und Baugruppen in die eigenen Produkte ein.

Trotz vielschichtigem Materialmangel zeigt sich: die Nachfrage nach verarbeitung ist davon nicht betroffen. Anne Wendel, VDMA Fachverband Robotik + Automation (Bild: VDMA e.V.)

Trotz vielschichtigem Materialmangel zeigt sich: die Nachfrage nach verarbeitung ist davon nicht betroffen.
Anne Wendel, VDMA Fachverband Robotik + Automation (Bild: VDMA e.V.)

Durch die hohe Produktkomplexität im Maschinenbau kulminieren dabei die Risiken und Probleme mehrerer Wertschöpfungsketten in der Investitionsgüterindustrie. Materialmangel bezieht sich dabei aber nicht allein auf Elektronik, sondern auch auf Stahl, Kunststoffartikel und vieles mehr. Der VDMA begleitet den Materialmangel im Maschinenbau seit Monaten durch Umfragen. Die Lage ist ernst, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Laut der letzten Umfrage (von Anfang September) sehen 81 Prozent der Maschinenbaufirmen merkliche oder gravierende Beeinträchtigungen in ihren Lieferketten. Besonders problematisch ist die Versorgung mit Elektronikkomponenten und Stahl. Auch wenn ein Gesamtmarkt, wie etwa Elektronik, insgesamt angespannt ist, so ist die Versorgungslage dennoch nicht für jeden Artikel gleich schlecht. Die Unternehmen benötigen aber einen konkreten Artikel und nicht irgendeinen Artikel. Hinzu kommen unterschiedliche Beschaffungs- und Lagerhaltungsstrategien sowie unterschiedliche Substitutionsmöglichkeiten. Unterm Strich lassen sich wachsende Versorgungsprobleme feststellen, die zum Teil auch die Lieferfähigkeit der Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus tangieren. Diese Versorgungsprobleme lassen sich aber nicht ohne weiteres in ihrem Ausmaß quantifizieren und in ihrer Folgewirkung hochrechnen. Für die Bildverarbeitungsindustrie heißt das: Lieferzeiten sind sehr lang, werden zum Teil spontan angepasst, je nach Materialzulieferung. Trotz vielschichtigem Materialmangel überall, auch bei den Kunden, zeigt sich: die Nachfrage nach Bildverarbeitung ist davon nicht betroffen. Nicht nur in und um die Fabriken weltweit, auch in neuen Bereichen und Anwendungen ist Machine Vision gefragt. Allerdings müssen diese Aufträge erst einmal zu Umsatz werden. Und hier machen uns allen die anhaltenden Lieferengpässe und Materialknappheiten zunehmend Sorge. www.vdma.org/machine-vision

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